Strategie Spielen. Medialität, Geschichte und Politik des Strategiespiels. Münster. Lit (Reihe Medien´welten – Braunschweiger Schriften zur Medienkultur, Bd. 9), ISBN 978-3-8258-1451-9, 272 S., br. farbiges Cover , zahlreiche s/w-Abb.
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Das Spielerische ebenso wie das Strategische haben Konjunktur. Dies manifestiert sich in medialen Spielanordnungen, die zunehmend politische, wissenschaftliche, militärische und ökonomische Handlungsfelder und Diskurse durchdringen. Offenbar materialisiert sich strategisches Denken und Handeln bevorzugt in der Form des Spiels. Nicht allein im Schachspiel oder im klassischen Kriegsspiel finden sich enge Verbindungen von Spiel und Strategie, sondern auch in Trainingsprogrammen für Manager, in Stadt- und Geschichtssimulationen oder in aktuellen Computerprogrammen, die im Bereich der Terrorismusbekämpfung zum Einsatz kommen.
Damit ist das Strategiespiel mehr als ›nur‹ ein Spiel, es ist längst ein Bestandteil gesellschaftlicher Steuerungstechniken. Es dient der Entscheidungsfindung in kritischen Situationen, es soll das Denken schulen und fordert uns zur Selbstoptimierung auf und zur Adjustierung an gesellschaftliche Handlungsschemata, Normen und Ideologien. Strategiespiele suggerieren Kontrolle, Regierbarkeit und den Erfolg (in der Politik, im Beruf, im Sport) durch ›richtiges‹ Denken.
Die Aufsätze in diesem Band lenken den Blick auf die Entwicklung von historischen strategischen Spielformen wie dem Hellwig’schen Kriegsspiel bis hin zu populären Computerspielen wie SimCity, Command&Conquer oder Civilization. und schließen sie an aktuelle Forschungspositionen insbesondere der Medientheorie, der Diskursanalyse und der Gouvernmentalitätsforschung an.
Aus dem Inhalt:
Rolf F. Nohr / Serjoscha Wiemer: Strategie Spielen. Zur Kontur eines Forschungsprojekts
Rolf F. Nohr: Krieg auf dem Fußboden, am grünen Tisch und in den Städten
Vom Diskurs des Strategischen im Spiel
Gunnar Sandkühler: Die philanthropische Versinnlichung
Hellwigs Kriegsspiel als pädagogisches und immersives Erziehungsmodell
Sebastian Deterding: Wohnzimmerkriege. Vom Brettspiel zum Computerspiel
Stefan Werning: The Convergent Use of Programmable Media for Terrorism Modeling and Social Simulations in Civilian vs. Military Contexts
Serjoscha Wiemer: Ein ideales Modell der Vernunft? Überlegungen zur Regelhaftigkeit und strategischen Rationalität des Schachspiels
Markus Stauff: Zur Sichtbarmachung von Strategie und Taktik
Die mediale Organisation des Kollektivs in Sportwissenschaft und Fernsehen
Ramón Reichert: Government-Games und Gouverntainment. Das Globalstrategiespiel Civilization von Sid Meier
Serjoscha Wiemer: Strategie in Echtzeit. Ergodik zwischen Kriegsspiel und Wirtschaftssimulation
Leander Scholz: Die Spiele der Massen: Johan Huizinga und das Collège de Sociologie.